Martin K.
5/5
Natürlich kann man den Egenhäuser Kapf von Altensteig aus übers Bömbachtal erreichen oder von Walddorf aus am Streuobstpfad vorbei, aber das dauert. Und den Kapf muss man sich auch nicht unbedingt erwandern. Gerade wenn man wenig Zeit hat, lädt er dazu ein, den Kopf auszulüften und weit übers Land zu schauen. Der gemächliche Aufstieg lohnt sich zu jeder Jahreszeit, selbst im Winter, denn wo sonst kann man nach Westen über Egenhausen, Spielberg und Altensteig hinweg bis weit in den Nordschwarzwald blicken und nach Osten übers Gäu bis zur Schwäbischen Alb? Und im Herbst gibt’s Silberdisteln und Hagebutten gratis. Am Parkplatz oberhalb der De-Ignis-Klinik informiert eine Tafel über das seit 1992 ausgewiesene Naturschutzgebiet. Man nimmt den Fußweg parallel zum Fahrsträßchen. Vorbei an einem schönen Grilllatz und dem neuen Egenhäuser „AugenBlick“ führt er auf die Höhe zum evangelischen Sport- und Freizeitheim.
Freie Sicht, weit gen Westen, war ein Landschaftsmerkmal, das auch1938/39 gefragt war, als mit gewaltigem Arbeitseinsatz und viel Propagandagetöse die „Luftverteidigungszone West“ als rückwärtige Ergänzung zum Westwall erbaut wurde. Sie verlief von Bruchsal über Pforzheim, Oberndorf und Rottweil bis zum Bodensee. Auf dem Egenhäuser Kapf wurde eine schwere Flugabwehrstellung mit vier achteckigen Geschützbettungen, vier Blockhäusern und zwei Befehlsstellen errichtet. Nach dem schnellen Ende des Frankreichfeldzugs 1940 wurden die Flak-Geschütze abgezogen und die Stellungen auch nicht wieder belegt, als seit 1943 die Alliierten ihre Bomberflotten schickten. Anders als der Westwall ist die LVZ West aus der kollektiven historischen Erinnerung völlig verschwunden. 2018 wurde eine Geschützbettung neben dem Sendeturm freigelegt. Eine steile Treppe führt in den direkt daneben liegenden Mannschaftsraum.
Zurück zum Parkplatz gibt’s verschiedene Möglichkeiten.